BR-KLASSIK

Die Blockflöte wird immer populärer. Das hat auch mit Sarah Jeffery zu tun, deren YouTube-Kanal schon eine Viertelmillion Menschen abonniert haben, Tendenz steigend. Jetzt kommt sie für ein Gesprächskonzert nach Bad Kissingen. Und war vorab Gast bei BR-KLASSIK.

BR-KLASSIK: Wie viele Blockflöten bringen Sie nach Bad Kissingen mit, und was können die?

Sarah Jeffery: Ich komme mit 20 verschiedenen Blockflöten, denn ich habe beschlossen, eine ganze Palette an unterschiedlichen Klängen zu zeigen und damit die Geschichte des Instruments zu demonstrieren. Außerdem feiern wir so auch die Blockflötenbauer, die heute aktiv sind. Ich habe Instrumente aus der Renaissance, sehr frühe Instrumente, wie beispielsweise eine Consort-Flöte, die einen sehr offenen Klang hat. Und dann bewege ich mich durch die Geschichte – vom 15. und 16. Jahrhundert bis heute. Dazwischen befinden sich die Barockinstrumente und das Ganze reicht hin bis zu ganz modernen Instrumenten. Ich habe auch ein neues Design, genannt Eagle-Flöte, hergestellt von Adriana Breukink. Ich wollte also nicht nur wunderschöne Musik mitbringen, sondern außerdem zeigen, wie sich das Instrument im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat.

BR-KLASSIK: Flöten haben im Barock eine andere Rolle gespielt. Wie war das?

Sarah Jeffery Im Barock waren Flötisten sowohl ausübende Künstler als auch Komponisten und Improvisateure. Ein Flötist improvisierte seine eigenen Verzierungen und schrieb seine eigene Musik. Das war also ein wesentlich ganzheitlicherer Zugang zur Musik.

BR-KLASSIK: Warum bietet sich die Flöte als erstes Instrument für Kinder gut an?

Sarah Jeffery: Meiner Meinung nach ist es extrem wichtig, dass ein Kind Zugang zur Musik bekommt. Ob das jetzt über die Blockflöte, das Klavier oder eine Ukulele passiert, finde ich egal. Hauptsache, ein Kind bekommt Musikunterricht. Ich komme aus England und lebe in den Niederlanden, und in beiden Ländern wurde der Musikunterricht quasi ausgemerzt. Leider werden Musik und bildende Künste im Moment viel zu geringgeschätzt, was noch eine deutliche Wirkung zeigen wird. Daher ist es entscheidend, die musikalische Erziehung zu fördern, indem man eine gute Ausbildung für Musiklehrerinnen und -lehrer bietet und entsprechend finanziert. Unterricht in Musik und Kunst von klein auf ist für die ganze Gesellschaft entscheidend.

BR-KLASSIK: Wie geht das, Blockflöte und Lippenstift?

Sarah Jeffery: Also, einerseits habe ich einen Lippenstift gefunden, der nicht so sehr abfärbt – in die Recherche habe ich viel Zeit investiert (lacht). Andererseits ist die Blockflöte mein Job, meine Instrumente sind meine Werkzeuge, und wenn ich mit Lippenstift auftreten möchte, dann ist das einfach Teil meines Jobs. Wenn man ein Zahnarzt ist, dann nimmt man auch seine Werkzeuge und wenn man Taxi fährt, dann muss man mit dem Wagen auch durch den Regen fahren. Für mich ist mein Instrument ein Gebrauchsgegenstand. Und zum Glück geht Lippenstift immer wieder ab, da mache ich mir keine Sorgen.

BR-KLASSIK: Welche Rolle spielt Social Media für Sie?

Sarah Jeffery: Social Media spielt eine große Rolle. Ich habe einen eigenen YouTube-Kanal, "Team Recorder". Dort veröffentliche ich Tutorials, Unterrichtsstunden, Videos, in denen man alles über Blockflöten und die entsprechende Musik erfährt. Für mich ist das eine Möglichkeit, eine globale Community von Blockflötistinnen und Blockflötisten anzusprechen. Inzwischen habe ich so um die 250.000 Follower. Das ist eine Viertelmillion mehr, als ich ursprünglich erwartet hätte (lacht). Es ist großartig zu sehen, wie all diese Leute, die sonst keinen Zugang zu Musikstunden gehabt hätten und sich vielleicht nie getraut hätten, mit dem Flötenspiel anzufangen oder wieder einzusteigen, hier eine Community gefunden haben. Wer Lust hat, Musik zu machen, hat hier die Gelegenheit, es einfach zu tun. Dabei bemühe ich mich sehr, auf hohem Niveau und mit Fachwissen zu unterrichten und gleichzeitig die Freude und Leidenschaft zu vermitteln, die ich für dieses Instrument empfinde.

Sendung: "Leporello" am 08.05 2024 ab 16:05 Uhr